Bilanz der Bundesregierung: Mehr als 90.000 Hektar Wald aus der Nutzung genommen

Bilanz der Bundesregierung: Mehr als 90.000 Hektar Wald
aus der Nutzung genommen

Die Rohstoffpolitik der scheidenden Bundesregierung sorgt für heftige Kritik. Laut einer kleinen Anfrage der Opposition im Bundestag wurden durch verschiedene Förderprogramme mehr als 90.000 Hektar Wald der aktiven Bewirtschaftung entzogen. Besonders das Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) steht im Zentrum der Debatte. Experten aus der Forst- und Holzwirtschaft warnen vor den Folgen dieser Entwicklung.

Fördergelder für Waldstilllegung – ein kritischer Blick

Das BMEL-Programm sieht vor, dass private Waldbesitzer Fördermittel erhalten, wenn sie bestimmte Naturschutzkriterien einhalten. In vielen Fällen bedeutet dies, dass sie ganz oder teilweise auf die Holznutzung verzichten. Das Ergebnis: Knapp 0,8 % der gesamten Waldfläche in Deutschland wurden durch den Einsatz von Steuergeldern aus der Nutzung genommen.

Kritik aus der Holzwirtschaft: „Ein verheerender Ansatz“

Dr. Carsten Merforth, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Rohholz (AGR), äußerte scharfe Kritik: „Der Ansatz, aus einseitigen Naturschutz- oder Klimaschutzgründen Waldflächen pauschal aus der Nutzung zu nehmen, ist heute angesichts des notwendigen Waldumbaus verheerend.“ Er betont, dass eine nachhaltige Waldbewirtschaftung notwendig sei, um die Waldgesundheit zu erhalten und den wachsenden Rohstoffbedarf zu decken.

Gleichzeitig widerspreche die Maßnahme den Zielen der Bundesregierung, den Einsatz von Holz im Bauwesen zu fördern. Ohne aktive Bewirtschaftung werde die Nachfrage zunehmend durch Importe gedeckt – mit negativen ökologischen und wirtschaftlichen Folgen.

Auswirkungen der Stilllegung auf Wald und Wirtschaft

Die Forst- und Holzwirtschaft warnt vor mehreren Problemen, die durch den eingeschränkten Holzeinschlag entstehen:

  1. Verlagerung der Holzernte ins Ausland: Da die heimische Produktion sinkt, steigt die Abhängigkeit von Importholz – oft aus Regionen mit geringeren Umweltstandards.
  2. Schwächung der Klimaanpassung der Wälder: Hitze und Trockenheit setzen heimischen Baumarten immer stärker zu. Eine aktive Bewirtschaftung hilft, Wälder durch gezielte Verjüngung klimaresistenter zu machen.
  3. Langfristige CO₂-Problematik: Stillgelegte Wälder nehmen nur begrenzt CO₂ auf. Ohne Nutzung als Holzprodukt könnte der Wald in wenigen Jahrzehnten sogar zur CO₂-Quelle werden, etwa durch Stürme oder Dürreperioden.
  4. Gefährdung von Arbeitsplätzen in der Holzindustrie: Eine geringere Holznutzung bedroht die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Sägewerke, Möbelhersteller und Bauunternehmen.
  5. Verlust der Schutz- und Erholungsfunktionen der Wälder: Aktive Bewirtschaftung sichert langfristig die Vielfalt, Stabilität und Erholungsfunktion der Wälder.

Forderung nach einem Kurswechsel in der Forstpolitik

Die AGR fordert eine Rückkehr zu einer nachhaltigen und aktiven Waldbewirtschaftung. Naturschutzmaßnahmen seien wichtig, sollten aber nicht auf Kosten der Holzversorgung, der Klimaanpassung und der Wirtschaft gehen. Statt pauschaler Stilllegungen brauche es intelligente Forstkonzepte, die sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Ziele berücksichtigen.

Die neue Bundesregierung steht vor der Herausforderung, eine ausgewogene Forstpolitik zu gestalten. Eine nachhaltige Nutzung des nachwachsenden Rohstoffs Holz sollte dabei eine zentrale Rolle spielen, um sowohl Klimaschutz als auch wirtschaftliche Stabilität zu sichern.